Stilistisch unverändert in der Nachfolge hofosmanischer Arbeiten werden bis heute die klassischen Muster mit Medaillons über Lebensbäume bis zu reinen Gebetsteppichen mit der berühmten Kaligraphie gearbeitet. Bei der Interpretation von Mustern und Motiven muss man sich heute indes vergegenwärtigen, dass ca. 30% religösen Charakter aufweisen, also rein Sinnzeichen für die Beziehung zu überirdischen Mächten darstellen, als Schutz vor bösen Geistern dienen oder symbolhafte Bedeutung für Reinheit, Glück, Fruchtbarkeit oder Geborgenheit zum Ausdruck bringen sollen. Zunehmend wird aber auch nach neuentworfenen Vorlagen gearbeitet, die zum Teil die ursprünglichen Elemente wie Vasen, Lebensbäume etc. abstrahieren oder lediglich geometrische Muster darstellen. Der weitaus überwiegende Teil hat jedoch verschönernden Charakter und soll den Betrachter speziell erfreuen. Im Einzelnen sind die Motive folgendermaßen zu unterschieden: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
* Medaillonteppiche: Sie haben als Zentralmotiv die Gestalt eines Medaillons im Mittelfeld ( Fond ) des Teppichs plaziert. Die künstlerisch wertvollsten Medaillonteppiche sind aufgrund der hohen Knüpfdichte und der daraus resultierenden Klarheit der Ornamente in Hereke - Seidenteppichen zu finden. Der Form nach spricht man von rautenförmigen, bauchnabelähnlichen, Vierblatt- und stilisierten Arabesken - Medaillons | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
* Gebetsteppiche: Sie sind im gesamten teppichknüpfenden Orient seit hunderten von Jahren in Gebrauch. Auf ihnen verrichtet der orthodoxe Moslem fünf Mal am Tag laut sein Gebet. Die Form des Gebetsteppichs ist ursprünglich für den religösen Zweck entworfen worden. Unabdingbares Hauptmotiv des Gebetsteppichs ist der Mihrab, die sogenannte Gebestsnische. Es ist eine Nachbildung der in jeder Moschee eingebauten Nische, welche die Richtung nach Mekka anzeigt und die man in allen Teilen der islamischen Welt Quibla nennt. Als berühmtester Vertreter der Gebetsteppiche gilt der "Topkapi" ( = Kanonen - Tor ). Der spitzovale Giebel ( Mihrab ) ist verziert mit korrespondierenden Paradiesvögeln, die im Fond oberhalb mit stilisierten Vasen ( Zeichen ewigen Lebens ) angeordnet sind. In den Felderkartuschen der Bordüre ( Seitenumrandung des Mittelfeldes ) sind in kalligraphischer Form ( Schönschreibschrift ) Suren des Koran angeordnet. Der untere Teil des Fonds ist mit Wolkenbandmotiven ( alte Glückssymbole ) verziert. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
* Felder - Blüten Teppiche: Diese sind seit dem Beginn der Teppichproduktion in Hereke bekannt. Man hat sich dabei eng an die klassischen Originale des 16. Jahrhunderts gehalten und man findet meist ein Meer an Knospen, Blüten und auch ganzen Pflanzen abgebildet, die symbolhaft die Vegetation des Paradieses darstellen sollen. Die sehr feine Knüpfung erlaubt fast uneingeschränkt eine ausgewogene und harmonische Konzeption, die je nach Größe eine Fülle erstaunlicher Details aufweisen. Die Blume des Propheten wird z.B. fast immer mit sieben Blüten dargestellt, da die Zahl 7 im Orient als heilige Zahl gilt. Naturalistisch geknüpfte Blumenornamente erinnern an prächtige Lustgärten. Teilweise wird versucht, die ganze Blütenpracht eines Sommers einzufangen, um mit der Herrlichkeit des Teppichs die häusliche Atmosphäre positiv zu beeinflussen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||